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Verschluss von Leckagen durch Öl

An der Anlage unseres Kunden wurde innerhalb der Gewährleistungszeit ein Leck am Verflüssiger festgestellt. Unser Monteur fand einen öligen Bereich vor und konnte mit einem elektronischen Lecksuchgerät ein reproduzierbares Signal feststellen. Leider hat unser Monteur die Stelle nicht präzise gekennzeichnet. Das ist aber nötig, um den Gewährleistungsanspruch beim Hersteller durchzusetzen. Deshalb haben wir den ausgebauten Verflüssiger in unserer Werkstatt mit Formiergas abgedrückt. Dabei können wir selbst beim zulässigen Betriebsdruck die Undichtigkeit nicht mehr finden. Wie konnte das passieren und wie können wir das Leck wieder sichtbar machen?


Wahrscheinlich kommt hier die Wirkung des im Verflüssiger verbliebenen Öls zum Tragen. Parallel mit dem Kältemittel zirkuliert Öl im Kältekreislauf. Dieser wird im Betrieb mit dampfförmigen Kältemittel beaufschlagt, das darin kondensiert. Im flüssigen Kältemittel ist das Öl weitgehend gelöst. Der Löseprozess ist mit dem Lösen von Fetten mittels Bremsenreiniger etc. vergleichbar.

Ursprünglich ist durch das Leck im Verflüssiger Kältemittel und damit auch Öl ausgetreten. Ihr Monteur hat das Leck in diesem Zustand festgestellt und im Zuge der Reparatur das Kältemittel abgesaugt. Dabei verdampfte das Kältemittel und das Öl verblieb im Verflüssiger.

Die Viskosität (Zähigkeit) von Ölen ist etwa um den Faktor 1.000 höher als die von Kältemitteldampf. Wenn das Kältemittel durch den Evakuiervorgang aus dem Öl entfernt wird, steigt die Viskosität des Öles nochmals an.

Das Leck ist als kleine kreisrunde Bohrung durch die Rohrwandung vorstellbar. Das verbliebene hochviskose Öl verschließt nun, bildlich gesprochen, wie mit einem Korken die Bohrung. Die Undichtigkeit ist zwar immer noch vorhanden, jedoch strömt jetzt kein Prüfgas mehr aus dem Leck. Das ist vermutlich die Begründung dafür, dass Sie die Leckage nicht mehr finden konnten.

Um das mutmaßlich ölverschlossene Leck zu öffnen, muss das Öl aus dem Leckkanal entfernt werden. Manchmal gelingt das durch hohen Druck, wie sie es bereits probiert haben. Je nach Größe des Lecks, Form des Leckkanals, Druck und Menge der Ölvorlage kann es aber mehrere Tage dauern, bis das Öl den Leckkanal durchströmt hat. Hohe Temperaturen verringern dabei die Viskosität des Öls und beschleunigen den Vorgang.

Der zweite Weg ist das Lösen des Öls im Leckkanal. Dabei wird erst das verbliebene Öl mit Stickstoff o.ä. aus dem Verflüssiger ausgeblasen. Anschließend werden die Betriebsbedingungen quasi nachgestellt. Zu diesem Zweck muss der Verflüssiger mit einem Lösungsmittel durchspült werden. Möglich ist das mit dem Betriebskältemittel oder mit einem Lösungsmittel (Zulassung des Herstellers einholen!). Zum Spülen muss das Lösungsmittel im flüssigen Zustand durch den Verflüssiger im Umlauf gepumpt werden. Dabei sind die Schutzvorschriften nach Sicherheitsdatenblatt einzuhalten. Der Aufwand ist relativ hoch und die Dauer des Spülvorgangs kann nicht vorhergesagt werden. Es empfiehlt sich im Stundentakt das Spülen zu unterbrechen und bei zulässigem Formiergasdruck zu prüfen, ob das Leck wieder offen ist. Das Lecksuchgerät sollte dabei auf hohe Empfindlichkeit eingestellt werden.

Wenn das Leck wieder sichtbar ist, sollte es zur Klärung der Gewährleistungsansprüche mit Fotos oder Videos dokumentiert werden.